Das Investitionsgeschehen tritt auf der Stelle. Zwar trotzt die Wirtschaft der herausfordernden Gesamtlage und zeigt sich insgesamt resilient, doch die Stimmung bei den Unternehmen ist verhalten bis angespannt. Die Nachfrage nach Krediten ist weiter gering, Grund dafür sind die schwachen Konjunkturaussichten. Banken und Aufsicht schauen verstärkt auf Risiken.
Der anhaltende Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energieversorgungs- und Preisunsicherheiten, gestörte Lieferketten und ein verändertes Zinsumfeld haben die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr stark verunsichert. Diese Polykrise und simultan deutlich vorsichtiger werdende Kreditinstitute haben die Vorhabensfinanzierung in kleinen und mittelständischen Unternehmen zum Ausgleich der Kriseneffekte nachhaltig erschwert. Die Bürgschaftsnachfrage 2023 liegt jedoch nicht ausschließlich in den Krisen begründet. Getrieben wurde das Wachstum erneut insbesondere durch Unternehmensnachfolgen und deren hohen Verkaufspreisen. Jede dritte ausgereichte Bürgschaft unterstützt inzwischen eine Unternehmensnachfolge.
Veränderte Marktbedingungen
Viele KMU haben ihre Geschäftsmodelle und -prozesse angepasst, um auf sich ändernde Marktbedingungen zu reagieren. Sie haben flexiblere Arbeitsmethoden eingeführt, um schneller auf Kundenbedürfnisse einzugehen. KMU haben ihre Digitalisierungsbemühungen beschleunigt, Investitionen in Technologien wie Cloud-Computing, E-Commerce-Plattformen und KI verstärkt, Lieferketten diversifiziert, Bürgschaften und staatliche Unterstützung wurden genutzt, um die Liquidität zu sichern.
9.500 neue Arbeitsplätze
Die 4.522 Bürgschaften und Garantien der deutschen Bürgschaftsbanken mit einem Volumen von mehr als 1,1 Mrd. Euro haben im vergangenen etwa 1,8 Mrd. Kredite und Beteiligungen für Finanzierungsvorhaben kleiner und mittelständischer Unternehmen ermöglicht. Fast 53.000 Arbeitsplätze konnten 2023 mit Hilfe von Bürgschaften und Garantien gesichert werden. 9.500 davon waren neu geschaffene Arbeitsplätze. Besonders kleinste und kleine Unternehmen profitieren von Bürgschaften und Garantien der Bürgschaftsbanken. Fast 95 Prozent aller Bürgschaften und Garantieren gehen an Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern, der überwiegende Teil davon an solche mit bis zu 9 Mitarbeitern. Etwa ein Drittel aller zugesagten Bürgschaften bewegen sich zwischen 100.000 und 250.000 Euro.
Finanzierung bleibt für den Mittelstand ein Top-Thema
Die geldpolitische Wende, die im Sommer 2022 eingeleitet wurde, hat das Finanzierungsumfeld der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland spürbar verändert. Eine Sonderbefragung zum KfW-Mittelstandspanel vom September 2023 zeigt: Rund sieben von zehn Unternehmen, die im laufenden Jahr Kreditverhandlungen mit Banken oder Sparkassen geführt haben, bewerteten den ihnen angebotenen Zinssatz als zu hoch. Erst mit deutlichem Abstand folgen andere Probleme.
Quelle: Ruthson Zimmerman /Unsplash (Bilddatenbank)
Entsprechend gedämpft war und ist die grundsätzliche Neigung von KMU, Bankkredite zur Finanzierung von Investitionen in Betracht zu ziehen. Im September 2023 gaben rund 42 Prozent der KMU an, dass sie gegenwärtig einen Bankkredit zur Investitionsfinanzierung nutzen würden – im Herbst 2017 waren es noch 66 Prozent.
Zwischen Fachkräftemangel und Corona-Blues
Auch die Gründungstätigkeit in Deutschland erlahmt. Sie bewegt sich laut KfW-Gründungsmonitor 2023 derzeit im Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel und Corona-Blues. Die Präferenz für eine berufliche Selbstständigkeit bleibt in Deutschland auf einem Tiefpunkt. Nur 23 Prozent der 18–67-Jährigen hätten sich laut Gründungsmonitor unabhängig von ihrer aktuellen persönlichen Situation für die berufliche Selbstständigkeit entschieden. Die Bürgschaftsbanken bleiben jedoch weiterhin eine erste Anlaufstelle für Existenzgründer – ob als Neugründer oder Nachfolge-Gründer. Etwa 60 Prozent aller Bürgschaften gehen an Existenzgründer. Von den 4.522 Bürgschaften des Jahres 2023 waren es 2.733 mit einem Kreditvolumen von fast 900 Mio. Euro. Etwa 56 Prozent der Existenzgründerbürgschaften dienen der Finanzierung von Nachfolgeexistenzgründungen.
Super-User Handwerk
Bürgschaften und Handwerk sind seit langem ein Team. Bei der Nachfrage nach Bürgschaften belegt die Handwerksbrachen traditionell Spitzenplätze, auch 2023. 1.245 Handwerksbetriebe wurden im vergangene Jahr begleitet. Danach folgen die Branchen Dienstleistung (1.109), Einzel- und Großhandel (782), Industrie (398)sowie Gastgewerbe(430).