Erstmals seit vielen Jahren gibt es eine Veränderung: 52 Prozent und somit über 3.500 der 2020 übernommenen Bürgschaften und Garantien gingen an etablierte Unternehmen. Zuletzt überwog die Anzahl der begleiteten Existenzgründungen.
Bei über der Hälfte der finanzierten Vorhaben (52 Prozent) handelte es sich um Bürgschaften und Garantien für etablierte Unternehmen. Damit ist die jahrelange Entwicklung zumindest temporär gestoppt. So hatten in den letzten Jahren verbürgte Finanzierungen im Bereich der Existenzgründungen deutlich zugelegt und zuletzt noch einen Anteil von 57 Prozent. Dieses spiegelt sich auch in der allgemeinen wirtschaftlichen Lage wider, wie u.a. „KfW Research“ und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) feststellt.
Corona-Krise führt zu neuem Tiefpunkt bei Vollerwerbsgründungen
Eine aktuelle Vorabauswertung von „KfW Research“ zum bald erscheinenden Gründungsmonitor 2021 mit Zahlen für das Jahr 2020 zeigt, dass die Gründungstätigkeit in Deutschland im Jahr 2020 zurückgegangen ist. Mit 537.000 Existenzgründungen haben sich 68.000 weniger Menschen selbstständig gemacht als 2019. Das entspricht einem Minus von gut 11 Prozent.
DIHK: Coronakrise trifft das Gründungsgeschehen in Deutschland ins Mark
Auch der DIHK stellt in seinem Gründerreport 2020 fest, dass sich Beschränkungen der Geschäftstätigkeit und Nachfrageeinbrüche im Verlaufe dieses Jahres deutlich ausgewirkt haben. Mitte August gaben etwas mehr als die Hälfte der Industrie- und Handelskammern (IHKs) an, dass sie für das Jahr 2020 weniger oder sogar deutlich weniger Unternehmensgründungen in ihren Regionen erwarten. Nur acht Prozent erwarten mehr Gründungen. Im Frühjahr vermeldeten 87 Prozent der Industrie- und Handelskammern (IHKs) weniger Beratungsgespräche zur Gründung. Manche Gründungsvorhaben wurden verschoben, manche IHKs berichten wieder von einem langsamen Anziehen der Nachfrage nach Informationen zur Gründung. Aber diese Nachholeffekte werden den IHKs zufolge einen deutlichen Rückgang der Neugründungen nicht verhindern. Denn auch im August berichteten 51 Prozent der IHKs von weniger Beratungen.
- 1.641 Nachfolgen (Existenzgründung): 24,5%
- 1.494 Neugründungen (Existenzgründung): 22,5%
- 3.505 etablierte Unternehmen: 53%
Verteilung übernommene Bürgschaften/Garantien im Jahr 2020
Ausblick: Corona-Krise als Chance?
Laut „KfW Research“ hat der schlechtere Arbeitsmarkt entgegen den Erwartungen nicht zu mehr „Notgründungen“ geführt. Im Gegenteil: So machten sich Gründerinnen und Gründer häufiger selbstständig, um eine sich bietende Geschäftsgelegenheit wahrzunehmen. Der Anteil dieser „Chancengründungen“ stieg auf 80 Prozent an. Zum einen hatten offenbar viele trotz Corona-Krise die Beharrlichkeit, ihre Gründungsidee zu verwirklichen. Zum anderen sind gerade jene Branchen besonders hart von den Anti-Corona-Maßnahmen betroffen, in denen typischerweise viele Notgründungen stattfinden, wie Gastronomie oder Einzelhandel. Dies scheint auch potenzielle Notgründerinnen und -gründer abgeschreckt zu haben.