Deutsche Wirtschaft wuchs 2019 noch um 0,6 Prozent

Das „Zehn-Jahres-Hoch“ wird wohl mit dem Jahr 2019 beendet sein. Nach dem geringen Wachstum von 0,6 Prozent wird in der „Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2020“ von führenden Wirtschaftsforschungsinstituten ein Ausblick auf das Jahr 2020 unter der Corona-Krise gegeben.

Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im Jahr 2019 nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) um 0,6  Prozent höher als im Vorjahr. Die deutsche Wirtschaft ist damit im zehnten Jahr in Folge gewachsen. Dies ist die längste Wachstumsphase im vereinten Deutschland. Das Wachstum hat 2019 verlor jedoch an Schwung. In den beiden vorangegangenen Jahren war das preisbereinigte BIP deutlich stärker gestiegen, 2017 um 2,5  Prozent und 2018 um 1,5  Prozent. Verglichen mit dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre von +1,3  Prozent ist die deutsche Wirtschaft 2019 schwächer gewachsen.

Gestützt wurde das Wachstum im Jahr 2019 vor allem vom Konsum: Die privaten Konsumausgaben waren preisbereinigt um 1,6  Prozent höher als im Vorjahr, die Konsumausgaben des Staates stiegen um 2,5  Prozent. Die privaten und staatlichen Konsumausgaben wuchsen damit stärker als in den beiden Jahren zuvor (Private Konsumausgaben 2017 und 2018 jeweils +1,3  Prozent zum Vorjahr; Konsumausgaben des Staates 2017 +2,4  Prozent und 2018 +1,4  Prozent zum Vorjahr).

Stärkster Zuwachs bei Baugewerbe
Den stärksten Zuwachs verzeichnete das Baugewerbe mit einem Plus von 4,0  Prozent. Überdurchschnittlich entwickelten sich auch die Dienstleistungsbereiche Information und Kommunikation sowie die Finanz- und Versicherungsdienstleister mit jeweils +2,9  Prozent. Im Gegensatz dazu gab es in weiten Teilen der Industrie starke Rückgänge: Die Wirtschaftsleistung im Produzierenden Gewerbe ohne Bau, das gut ein Viertel der Gesamtwirtschaft ausmacht, ging um 3,6  Prozent zurück. Insbesondere die schwache Produktion in der Automobilindustrie trug zu diesem Rückgang bei.

Mehr Erwerbstätige
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland wurde im Jahresdurchschnitt 2019 erstmals von mehr als 45 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Nach ersten Berechnungen waren 45,3 Millionen und damit rund 400 000 Personen mehr als 2018 erwerbstätig. Dieser Anstieg von 0,9  Prozent beruht vor allem auf einer Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Wie schon in den Vorjahren überwogen eine höhere Erwerbsbeteiligung sowie die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland altersbedingte demografische Effekte sowie Abwanderungen aus Deutschland.

Ausblick 2020 unter der Corona-Pandemie
Das „Zehn-Jahres-Hoch“ wird wohl mit dem Jahr 2019 beendet sein. In der „Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2020“ wird von führenden Wirtschaftsforschungsinstituten ein Ausblick auf das Jahr 2020 unter der Corona-Krise gegeben. (Stand: April 2020)

Quelle: Lukas / Pexels

So wird die Corona-Pandemie eine schwerwiegende Rezession in Deutschland auslösen. Die Wirtschaftsleistung soll im Jahr 2020 um 4,2 Prozent schrumpfen. Für das darauf folgende Jahr 2021 sagen sie eine Erholung und ein Wachstum von 5,8 Prozent voraus.

Bereits im ersten Quartal 2020 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 1,9 Prozent geschrumpft sein. Im zweiten Quartal soll es dann als Folge des Shutdowns um 9,8 Prozent einbrechen. Dies wäre der stärkste je seit Beginn der Vierteljahresrechnung im Jahr 1970 gemessene Rückgang in Deutschland. Er wäre mehr als doppelt so groß wie jener während der Weltfinanzkrise im ersten Quartal 2009.

Die Rezession wird deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt und im Staatshaushalt hinterlassen. Im Durchschnitt könnten die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr um knapp eine Viertel Million auf 2,5 Millionen steigen.

Laut der „Gemeinschaftsdiagnose“ sind die mit dieser Prognose viele Unabwägbarkeiten verbunden. So könnte sich die Pandemie deutlich langsamer abschwächen als angenommen. Auch das Wiederhochfahren der wirtschaftlichen Aktivität könnte schlechter gelingen und eine erneute Ansteckungswelle auslösen und so bspw. die Produktion länger oder in größerem Umfang stilllegen. Auch zunehmende Unternehmensinsolvenzen würden wahrscheinlicher, die durch staatliche Schutzschilde nicht verhindert werden könnten.

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