Weniger Bürgschaften bei guter Konjunktur aber geringeren Investitionen

2016 war Deutschland weiter auf Wachstumskurs. Das Bruttoinlandsprodukt lag mit 1,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Finanzierungssituation der Unternehmen war gut, ihre Eigenkapitalquoten hoch. Kredite waren günstig, aber die Betriebe investierten wenig.

Die stabile Konjunktur wirkte sich im letzten Jahr positiv auf die Unternehmen aus. Niedrige Zinsen, hohe Eigenfinanzierungskraft und gute Geschäftsentwicklung waren aus Sicht der KfW die Gründe dafür, dass die Finanzierungssituation noch nie so gut war. Die Sicht teilt der DIHK. Er berichtet, dass 30 Prozent der Betriebe 2016 gar keinen Bedarf an Fremdkapital und nur noch zehn Prozent Finanzierungssorgen hatten.

Stabile Konjunktur, robuster Mittelstand
Gut ging es auch dem Mittelstand: Eine Studie vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) zeigt, dass fast 87 Prozent der Mittelständler ihre Geschäftslage als sehr gut oder gut einstuften. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) beschreibt die mittelständischen Unternehmen sogar als robuster aufgestellt als vor der Finanzkrise 2008. Sie haben ihre Eigenkapitalquoten verbessert. BVR und KfW melden Quoten von knapp unter oder über 30 Prozent, die Sparkassen sehen das Eigenkapital ihrer Kunden sogar bei mehr als 39 Prozent.

Die Bedingungen für Investitionen waren zwar gut. Mehr als 80 Prozent der vom BVR befragten Mittelständler wollten 2016 investieren. Trotzdem haben die Unternehmen das nicht getan: Zahlen der Bundesbank zeigen, dass die Kreditnachfrage im Vergleich zum Vorjahr nur leicht stieg. Auch nach Einschätzung der KfW blieb die Investitionsbereitschaft relativ schwach. Vor allem Kleinstunternehmen hielten sich zurück. KMU haben auch deutlich häufiger Probleme bei der Kreditaufnahme als große Betriebe.

Wenig Investitionen, weniger Bürgschaften
KMU können ihre Probleme mit Krediten oft mit Bürgschaften als zusätzliche Sicherheiten lösen. Bedingt durch die gute Konjunktur, geringere Investitionsbereitschaft und wenig Bedarf an Fremdkapital bei den Unternehmen war auch bei den Bürgschaftsbanken die Nachfrage im letzten Jahr etwas geringer. Sie genehmigten über 6.200 Bürgschaften und Garantien und damit gut sechs Prozent weniger als 2015.

Demgegenüber erhöhte sich das Volumen im Vorjahresvergleich um mehr als ein Prozent auf über 1,1 Milliarden Euro. So konnten die verbürgten Unternehmen gut zwei Prozent höhere Kredite und Beteiligungen in Höhe von fast 1,7 Milliarden Euro aufnehmen. Besonders deutlich zeigte sich das bei den verbürgten Unternehmensnachfolgen, die im letzten Jahr über 22 Prozent höhere Bürgschaften und Garantien bekamen als im Vorjahr. Mehr dazu im Tätigkeitsbericht Immer mehr Bürgschaften für Nachfolger.

Bürgschaften sichern rund 80.000 Arbeitsplätze
Mit Hilfe der Bürgschaftsbanken konnten 2016 außerdem bundesweit fast 68.000 Arbeitsplätze gesichert und knapp 12.000 neu geschaffen werden. Am Jahresende hatten sie fast 46.000 Unternehmen mit Bürgschaften und Garantien über 5,6 Milliarden Euro im Bestand.

Ausblick 2017: Weniger Wirtschaftswachstum, mehr Bürgschaften
2016 wuchs das Bruttoinlandsprodukt mit 1,9 Prozent deutlich mehr als der Zehnjahresdurchschnittswert von 1,4 Prozent. Nach stabilem Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr sind die Prognosen für die Konjunktur 2017 etwas weniger optimistisch: Sie reichen von 1,3 Prozent bei BVR und DSGV bis zu 1,7 Prozent beim Bankenverband. Dazwischen liegen die Vorhersagen der Wirtschaftsforschungsinstitute und der Bundesregierung, die von 1,4 oder 1,5 Prozent ausgehen. BDI und DIHK rechnen mit 1,5 beziehungsweise 1,6 Prozent. Im Durchschnitt sind das 1,5 Prozent.

Bei schlechterer Konjunktur steigt erfahrungsgemäß die Nachfrage bei den Bürgschaftsbanken. Trotz guter Konjunktur bewegten sich die Antragszahlen in den ersten Monaten dieses Jahres auf Vorjahresniveau. Doch deutlich gestiegen sind die Volumina der genehmigten Bürgschaften und Garantien. Der Anstieg um mehr als zehn Prozent liegt über den Werten für das Jahr 2016. Der Trend zu höheren Verbürgungen scheint sich also fortzusetzen und könnte sich noch verstärken. Der VDB rechnet für 2017 mit stärkerer Nachfrage und steigenden Volumina.

310.521 Baden-Württemberg
28.0%
127.574 Nordrhein-Westfalen
11.5%
83.717 Bayern
7.6%
73.875 Niedersachsen
6.7%
72.558 Schleswig-Holstein
6.5%
62.666 Hamburg
5.7%
60.201 Brandenburg
5.4%
58.172 Hessen
5.2%
45.676 Mecklenburg-Vorpommern
4.1%
42.978 Berlin
3.9%
41.355 Sachsen-Anhalt
3.7%
40.575 Thüringen
3.7%
37.325 Sachsen
3.4%
26.676 Rheinland-Pfalz
2.4%
17.826 Bremen
1.6%
6.672 Saarland
0.6%

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Bürgschafts- und Garantievolumen 2016 in Mio. €

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