Gute Konjunktur, kaum Finanzierungshürden, höhere Bürgschaften

2017 wuchs die deutsche Wirtschaft das achte Jahr in Folge. Sie konnte das Tempo sogar noch erhöhen: Das Bruttoinlandsprodukt war 2,2 Prozent höher als 2016. Die Finanzierungssituation für Unternehmen war günstig. Sie investierten Eigenkapital, nahmen mehr Kredite auf und brauchten weniger, aber höhere Bürgschaften.

Der von der Deutschen Bundesbank durchgeführte Bank Lending Survey für 2017 zeigt, dass die Banken ihre Kreditvergabebedingungen für Unternehmen im Verlauf des Jahres weiter lockerten. Die KfW spricht in ihrem Kreditmarktausblick darüber hinaus von Kreditkosten auf rekordniedrigem Niveau. In der gut laufenden Konjunktur, vollen Auftragsbüchern der Betriebe und Arbeitslosenzahlen, die 2017 so niedrig waren wie nie seit der Wiedervereinigung, sieht sie Anreize für Investitionen. Zahlen der Bundesbank bestätigen das: Die Unternehmen nahmen 2,8 Prozent mehr Kredite auf als 2016.

Gute Finanzierungssituation für den Mittelstand
Die Diagnose Mittelstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) kommt zu dem Ergebnis, dass KMU derzeit praktisch keine Finanzierungshürden kennen. Mehr als die Hälfte der Mittelständler bewerteten ihre Lage 2017 im Vergleich zu 2016 besser. Für 2018 erwarten die Sparkassen eine ähnlich positive Entwicklung. Noch positiver sieht der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) in seiner Mittelstandsstudie dessen Geschäftslage: Neun von zehn KMU schätzten ihre Situation demnach sehr gut bis gut ein. Besonders positiv äußerten sich Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern.

Gute Kapitalisierung, steigende Bürgschaftssummen
Fast 82 Prozent der Mittelständler berichteten laut dem BVR von Investitionsplänen. Mit weiter gestiegenen Eigenkapitalquoten von durchschnittlich rund 28 Prozent haben sie dafür gute Voraussetzungen. Dass KMU sich 2017 leichter finanzieren konnten, bestätigen auch die Zahlen der Bürgschaftsbanken: Angesichts des skizzierten Umfelds war der Rückgang bei der Anzahl mit etwas über sechs Prozent weniger Unternehmen gegenüber 2016 gering. Die Zahl der genehmigten Bürgschaften und Garantien blieb auf hohem Niveau bei rund 5.900. Mehr Zahlen unter Statistik.

Gleichzeitig stieg das Volumen wie in den Vorjahren weiter an: Mit 1,1 Milliarden Euro für Bürgschaften und Garantien lag es mehr als ein Prozent über dem Vorjahresniveau. Damit konnten die Unternehmen 1,6 Prozent höhere Kredite und Beteiligungen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro aufnehmen. Da die Betriebe immer auch eigenes Kapital einbringen und die Bürgschaftsbanken nur einen Teil der Gesamtfinanzierung verbürgen, ist der Hebel aber noch größer: Knapp sieben Milliarden Euro konnten verbürgte Unternehmen 2017 investieren.

329.028 Baden-Württemberg
29.3%
113.891 Nordrhein-Westfalen
10.1%
85.411 Schleswig-Holstein
7.6%
84.521 Bayern
7.5%
73.401 Niedersachsen
6.5%
65.701 Hamburg
5.9%
64.329 Brandenburg
5.7%
61.200 Hessen
5.5%
49.264 Mecklenburg-Vorpommern
4.4%
43.138 Thüringen
3.8%
41.821 Berlin
3.7%
37.965 Sachsen-Anhalt
3.4%
36.258 Sachsen
3.2%
15.882 Rheinland-Pfalz
1.4%
15.757 Bremen
1.4%
5.311 Saarland
0.5%

Höhere Bürgschaften bei guter Konjunktur
Bürgschafts- und Garantievolumen 2017 in Mio. €

Bürgschaften wirken sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt aus: 2017 konnten die verbürgten Unternehmen über 12.300 Mitarbeiter neu einstellen und mehr als 65.400 Stellen sichern. So haben die Bürgschaftsbanken allein im letzten Jahr dazu beigetragen, fast 78.000 Arbeitsplätze zu erhalten oder neu zu schaffen. Die Zahl ist abhängig von den Bürgschaftsgenehmigungen und war 2017 deshalb etwas niedriger als im Vorjahr.

In den letzten fünf Jahren lagen die Genehmigungszahlen durchschnittlich bei knapp 6.400 Bürgschaften und Garantien, die Zahl der gesicherten Arbeitsplätze bei rund 85.000. Insgesamt betrachtet hatten die Bürgschaftsbanken zum Ende des Jahres 2017 fast 44.500 Unternehmen mit Bürgschaften und Garantien über 5,6 Milliarden Euro im Bestand. Also ein leichter Rückgang bei den Bestandszahlen für 2017, ähnlich wie bei den Genehmigungszahlen. Angesichts der guten Konjunktur aber nicht überraschend.

Ausblick 2018: mehr Wirtschaftswachstum, stabiles Bürgschaftsgeschäft
Die Konjunktur lief 2017 so gut, dass das Bruttoinlandsprodukt um mehr als zwei Prozent zulegte. Eine längerfristige Betrachtung zeigt, dass die Wirtschaft in Deutschland letztes Jahr mit 2,2 Prozent sogar deutlich mehr gewachsen ist als die durchschnittlich 1,3 Prozent in den letzten zehn Jahren.

Die Prognosen für 2018 bewegen sich zwischen 1,9 Prozent beim Bankenverband und 2,7 Prozent beim DIHK. Der Großteil liegt bei 2,2 bis 2,3 Prozent. Dazu zählen auch BDI, BVR, DIW und DSGV. Die Bundesregierung geht von 2,4 Prozent aus, das ifo-Institut rechnet mit 2,6 Prozent. Im Schnitt sind das 2,3 Prozent. Die Konjunktur dürfte sich also im laufenden Jahr ähnlich gut entwickeln wie 2017.

Gute Konjunktur bedeutet tendenziell weniger Nachfrage bei den Bürgschaftsbanken. Im letzten Jahr nahmen die Betriebe mehr Kredite auf und benötigten für große Wachstumsinvestitionen Partner wie die Bürgschaftsbanken. Vielfach sprudeln die Gewinne, Unternehmen bauen mehr Eigenkapital auf und der Bedarf an Bürgschaften nimmt etwas ab. Die Finanzierung von Nachfolgen sorgt bei den Bürgschaftsbanken aber für Impulse.

Für den Markt der Unternehmenskredite rechnet die KfW nach dem kräftigen Wachstum 2017 damit, dass die Wachstumsrate Anfang 2018 etwas zurückgeht. Entsprechend sind die Genehmigungszahlen der Bürgschaftsbanken für die ersten Monate rückläufig. Ähnlich wie in den letzten Jahren rechnet der VDB trotzdem damit, dass sich der Trend zu höheren Bürgschaften und Garantien fortsetzt. So lagen Anzahl und Volumen der verbürgten Nachfolgefinanzierungen im ersten Vierteljahr bereits über dem Vorjahresniveau.

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